norbert"knofo"krøcher
k. und der verkehr
vierfach besetzt - kindheit im nachkriegsberlin
als ich flügge wurde, war berlin ein kinderparadies. wenn auch kein ganz ungefährliches. überall ruinen, verschüttete keller mit zugängen, die nur wir kinder kannten, sowie baustellen über baustellen. ein einziger, gigantischer abenteuerspielplatz. die welt schien fast nur aus frauen und kindern aller alterstufen zu bestehen. männer machten sich rar. entweder waren sie grantige alte kerle, die die ganze welt zu hassen schienen, oder halbstarke. die generation dazwischen war wie in luft aufgeløst.
wir radelten nach hause zurück. bevor wir auseinander gingen, schworen wir beim leben unserer schwestern, niemandem auch nur ein sterbenswørtchen von unserer entdeckung zu erzählen. da ich als einziger keine schwester hatte, musste ich auf das leben meiner katze schwøren.
die fahrräder verbargen wir in einem nahen dornengesträuch. an der spitze war jetzt achim, denn der war schließlich zwei jahre älter als wir. und zweimal sitzengeblieben, weshalb wir ihn für abgebrüht und aufgeklärt, ja fast schon für weise hielten. er hatte immerhin schonmal eine nackte frau gesehen, auch untenrum. so behauptete er jedenfalls. da sollte ihm eine leiche nichts mehr ausmachen.
die freundlichsten waren die ami-soldaten. sie waren eine schier unerschøpfliche quelle für schokolade, kekse, kaugummi. letzteres tauschte ich regelmäßig, weil ich kaugummi nicht leiden mochte. das geht mir heute noch so. es gibt kaum etwas dämlicheres als einen kaugummi kauenden menschen; der leicht geøffnete mund und die unablässig malmenden kiefer - einfach grässlich.
mindestens einmal pro jahr zündeten wir das ausgedørrte gras an der bøschung des bahndammes am güterbahnhof an. dutzende von kindern erwarteten dann den einsatz der feuerwehr. wir hingen herum und kommentierten fachmännisch die løscharbeiten. gefährlich war das nicht, sachschaden gab es eigentlich auch keinen, aber es peppte das ende der sommerferien ein wenig auf.
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