VERANSTALTUNG
im KULTURHOF
21. november
Kulturhof e.V.
proudly presents
- photoausstellung von:
Carlos Antoniazzi und Norbert "Knofo" Kröcher
(Ausstellungseröffnung um 13.00)
- lesung mit:
Norbert "Knofo" Kröcher
und Bert Papenfuß
(Die Lesung beginnt um 20.30)
Photo : Bert Papenfuß (oben Mitte) & Norbert Knofo Kröcher (rechts daneben) im Kreis der ehemaligen Redaktion des "SklavenAufstand" zusammen mit Annett Gröschner und Wolfram Kempe. Um 1995 in Knofos Küche in der Kollwitzstraße, Prenzlauer Berg (noch mit ohne Schwaben). © Norbert Kröcher /Archiv Knofo
Am Samstag, den 21. November 2009, veranstalten wir eine Photoausstellung mit Lesung
und anschließender Diskussion mit Norbert "Knofo" Kröcher und Bert Papenfuß
Photo : Carlos Antoniazzi 1992 (Kreuzberg Waldemarstr/leuchnerdamm). © C. Antoniazzi /Archiv Kulturhof
Plakat: Kamingespräch 2009- Siebdruck 2-farbig 25/58cm und 9/2A
Mauerkunst vor dem Mauerfall - die vergessene Kunst
Am 9. November 1989 wurde die Grenze zwischen Ost- und Westberlin geöffnet, wurde das Ende der DDR eingeläutet. Gleichzeitig begann die Zerstörung und schließliche Schleifung des größten zusammenhängenden Kunstwerks der Welt: Der auf der Westseite Berlins bemalten Mauer.
Das Besondere an dieser 168 Kilometer langen Galerie waren seine Vielfalt und sein demokratischer Impetus. Jeder konnte sich darauf verewigen; der profitorientierte Kunstmarkt blieb ausnahmsweise außen vor.
Die Berliner Photographen Carlos Antoniazzi (geb. 1959) und Norbert Knofo Kröcher (geb. 1950) haben es dokumentiert: Die Kunst und ihre Transformation bis hin zur Zerstörung.
Im Rahmen der Ausstellung wird es auch eine Lesung geben:
Bert Papenfuß (Ost) und Norbert Knofo Kröcher (West) lesen Texte aus ihrer jeweiligen Sicht auf die Ereignisse.
Mauerkunst und Street Art als Weltkulturerbe
Vor nunmehr zwei Jahrzehnten, am 9. November 1989 wurde in Berlin die Grenze zwischen Ost und West geöffnet, die weitaus mehr gewesen war als nur steinerne Manifestation der Trennung einer Stadt, sondern zugleich die Nahtstelle der globalen Gegensätze.
Mit dem Ende der DDR wurde zugleich die zunächst partielle Zerstörung und nachfolgende Schleifung des größten zeitgenössischen Kunstwerks der Welt eingeläutet: gemeint ist damit die Berliner Mauer, die sich in ihrer fast 30-jährigen Geschichte auf ihrer westlichen Seite zu einer einzigartigen Galerie entwickelt hatte.
Auf einer Länge von über 168 Kilometer war eine Manifestation der kulturellen und sozialen Vielfalt entstanden, wie sie ein profit-orientierter Kunstmarkt niemals hätte hervorbringen können.
Ohne Aussicht auf Bezahlung oder Nachruf, getrieben allein von Gestaltungswillen und demokratischem Impetus konnte hier jeder mit seinen Möglichkeiten am Bild dieser Welt inmitten der Stadt arbeiten – in einer Breite der Motive, Ausdrucksformen und Stilmittel, wie sie seitdem wohl nie wieder erreicht worden ist und wohl kaum jemals wieder erreicht werden kann.
Träger dieser Manifestation elementarer Gestaltung waren zunächst Angehörige lokaler Subkulturen, die aber ihrerseits wieder Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt inspirierten, sich in den kreativen Prozess (überwiegend anonym) einzubringen. Dies ließ ein ästhetisches Biotop entstehen, in dem künstlerisch differenzierte Arbeiten sich neben naiven Darstellungsformen und agitatorischen Zielsetzungen behaupten und sich zu einem Labor der humanen Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln.
Angesichts der Internationalität und Intensität dieser exzessiven Kunstproduktion durfte man getrost von einem „Weltkulturerbe“ sprechen, das einen Bestandsschutz verdient gehabt hätte.
Doch wo der Mantel der Geschichte weht und die Herren der neuen Zeit ihre Macht- und Besitzansprüche formulieren, da konnte dieses Gesamtkunstwerk nicht überleben.
Die Stadtplanung einer Weltmetropole meldete ihre Ansprüche an. Riss die einzelnen Elemente dieser grandiosen Freilichtausstattung auseinander und vernichtete sie – oder erschloss einzelne Segmente der Mauer für eine parzellierende Vermarktung mit einem globalen Vertriebssystem, das an hunderten von Orten dieser Erde nunmehr den Sieg der einen und die Kapitulation der anderen Weltordnung bezeugen soll,
Geblieben ist zwar die Nische der „Eastside Gallery“, die formal durchaus einige Qualität aufweist, aber allenfalls im Zitat an die Vitalität der alten Mauerkunst heranreicht, die zu ihrer Entwicklung genau das Reizklima zwischen geopolitischem Freiraum und illegaler Dynamik benötigte, das in der Konfrontation der globalen Systeme so urwüchsig entstand.
Auch die Nachwendezeit zehrte von diesen kreativen Anregungen und überführte sie in die Aktionen und Manifestationen der „Street Art“ mit ihren internationalen Protagonisten als lebendigen Beitrag zur urbanen Kultur.
Der Photograf Carlos Antoniazzi hatte als gebürtiger Berliner, genauer gesagt: Westberliner, als einer der ersten Künstler überhaupt frühzeitig die Dynamik dieses Prozesses erkannt und umfassend dokumentiert – in ganzen Serien von hochwertigen und inspirierten Bildern auf hoch auflösendem Filmmaterial. Er trieb dieses Projekt ohne öffentlichen Auftrag voran, aber zugleich beseelt vom Wissen um die unwiederbringliche Einmaligkeit dieser Mauerkunst und einer Ahnung von der dramatischen Geschwindigkeit, in der sich der Ablauf der Zerstörung entwickeln sollte.
Diese Einzigartigkeit seiner enthusiastischen Zeitzeugenschaft spricht aus jedem einzelnen großformatigen Exponat der Ausstellung, die auf der Basis dieser Fotos entwickelt wurde und in der Erinnerungsarbeit an den 20. Jahrestag des Mauerfalls einen besonderen Stellenwert hat.
Verschwiegen werden soll auch nicht, dass Antoniazzi sich auch selbst motivieren ließ, über sein erlerntes und entwickeltes Metier hinaus künstlerisches Neuland zu betreten in der Gestaltung von Plastiken, die ihre Verwandtschaft mit Mauerkunst und Street Art nicht verleugnen können, aber doch von künstlerischer Eigenständigkeit getragen sind.
Derzeit bereitet der „Kulturhof e.V.“ an der Schönhauser Allee im Prenzlauerberg eine Dokumentaion des Künstlers zur Ära der Street Art vor, um über Einzelausstellungen hinaus die Impulse der Nachwendezeit einer interessierten Öffentlichkeit zu erschließen.
Der aktuelle Stand diese Bemühungen ist im Internet dokumentiert unter www.kulturhof.org/streetart/ – work in progress.
Wer, zum Teufel, ist...?
Norbert Erich Kröcher, genannt Knofo, geboren 1950 in Berlin-Falkensee, aufgewachsen in 44 & 36. Zahlreiche Auslandsaufenthalte in Stockholm, Paris, London, Prenzlauer Berg und diversen Hochsicherheitstrakten in Westdeutschland. Sitzenbleiber & Fernmeldelehrling, Berufsverbotener & Weltreisender, Gammler & Haarspalter, Buchhändler & Lagerarbeiter, Gabelstaplerfahrer & Spartenhistoriker, Haschrebell & Vermessungsgehilfe, Fließbandarbeiter & Rabenvater, VHS-Dozent & Schufa-Klient, Lastwagenfahrer & Autor, Kohlenschlepper & Bewegungsgründer, Bankräuber & Photograph, Kran- & Fernfahrer, Stadtguerillero & Schauspieler, Bombenleger & Filmemacher, Brandstifter & Anstreicher, Zeitungsherausgeber & Ferienlager-Betreuer, Bastler & Veranstaltungsmanager, Briefsortierer & Dichter, Decksmann auf Fahrgastschiff & Hilfsdrucker, Zeichner & Bauhandwerker, Motorrad-Doktor & Kritiker, Wachführer auf Großsegler & Rädelsführer in einer Tollkühnen Vereinigung, Nachhilfelehrer & Schriftsteller, Demonstrant & Redakteur, Bürgerrechtler & Vorleser, Erzähler & Trinker, Raucher & Frauenopfer,
Anarchist
Bert Papenfuß, geb. 1956 in Reuterstadt Stavenhagen. Elektronikfacharbeiter, Ton- und Beleuchtungstechniker. Seit 1980 freischaffender Schriftsteller. Zusammenarbeit mit Malern und Musikern.
Seit 1994 Mitherausgeber der kulturpolitischen Zeitschrift SKLAVEN, ab 1998 SKLAVEN Aufstand, seit 1999 GEGNER. Seit 2004 Ko-Redakteur des Magazins Zonic. Seit 2005 Herausgeber der ab 2006 immer mal wieder vorübergehend eingestellten Zeitschrift TorTour. Seit 2007 Ko-Redakteur des Organs floppy myriapoda (Subkommando für die freie Assoziation).
1988 N. C. Kaser Preis, Lana, Südtirol. 1991 F. C. Weiskopf Preis, Berlin. 1998 Erich Fried Preis, Wien. 2008 Eugen Viehof-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung, München.
Veröffentlichungen (zuletzt):
RUMBALOTTE CONTINUA. 5. Folge. Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön, 2008.
Ation-Aganda. Gedichte 1983/1990. Urs Engeler Editor, Basel/Weil am Rhein und Wien, 2008.
RUMBALOTTE CONTINUA. 6. Folge. Karin Kramer Verlag, Berlin, 2009.
siehe auch:
de.wikipedia.org/wiki/Bert_Papenfuß-Gorek
Photoausstellung und Kamingespräch »Lesung mit Norbert "Knofo" Kröcher und Bert Papenfuß«
im KULTURHOF
»wende - zeiten«
Deutschland-Geschichte(n)
p.art 2009 - Tage der offenen Ateliers von
Bezirksamt Pankow von Berlin, Amt für Kultur und Bildung, Fachbereich Kunst und Kultur
Bezirksamt, Prenzlauer Berg und Weißensee
p.art II am Sonnabend, dem 21.11.2009 in Prenzlauer Berg
kulturhof mauerkunst mauerfall-die vergessene kunst
Carlos Antoniazzi und Norbert "Knofo" Kröcher
(Ausstellungseröffnung um 13.00)
- lesung mit:
Norbert "Knofo" Kröcher
und Bert Papenfuß
(Die Lesung beginnt um 20.30)
http://www.berlin.de/imperia/md/content/bapankow/amtfuerkulturundbildung/kunnstundkultur/p_art2009/inhalt_broschuere_280909.pdf
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